Ungehaltene reden!
Juni 2011
Ungehaltene reden!
3 Frauenmonologe
Aus Christine Brückners „Wenn Du geredet hättest, Desdemona“ hat das Junge Theater 3 große Frauenmonologe zusammengestell
Das Publikum wird hier zum Verbündeten, der in die zerbrechlichen und wütenden Seelen der genannten Figuren blicken darf.
Zweifelsohne verdanken wir es der Frauenbewegung,
Das Buch, wie auch diese Umsetzung ist jedoch kein Denkmal für die Frauenemanzipat
„Ungehaltene reden!“ soll vielmehr darauf hin deuten, dass es ohne Verantwortungsb
mit:
Rachel Edwards, Julie Laur, Marina Schmitz
Freispiel – Festival der Freien Theater Leverkusen
Junges Theater Leverkusen zeigt „Ungehaltene reden!“
3 Frauenmonologe
Dienstag, 21. Juni 2011, 20.00 Uhr
Forum (Studio)
Das Stück „Ungehaltene Reden!“ besteht aus Monologen, die zwar in der Zeitgeschichte so nicht verbrieft, aber deswegen nicht zwangsläufig Makulatur sind. Die Vorlage der drei Schauspielerinnen war Christine Brückners Buch „Wenn Du geredet hättest, Desdemona“. Sie spielten drei Frauen, die in ihrer Drangsal Monologe halten. Eva Braun (Rachel Edwards) entpuppt sich darin als Fratz, der mal über das Hoppelpoppel-Gericht mit Apfelstrudel plaudert, das der vergötterte Liebste Adolf Hitler so gern aß. Dann wieder berichtet sie kühl über ihren Kommentar zu den Konzentrationslagern: „Ich kann mich nicht um alles kümmern.“ Edwards fesselte ihr Publikum von Beginn an, spielte die Rolle des Dummchens, das so unbedarft vom banalen Bösen berichtet, so ergriffen, dass ihr das Weinglas auf dem Bühnenboden zerbrach.
Berührend
Dort hastete wenig später Gudrun Ensslin (Julie Laur) auf engem Raum einer Gefängniszelle. Die Pfarrerstochter aus Cannstadt wurde als Mitglied der Rote-Armee-Fraktion in Stuttgart -Stammheim inhaftiert. In der Zelle erhängte sie sich mit einem Lautsprecherkabel. Gewissensbisse wegen des Kinds plagen sie im Abschiedsmonolog: „Ich habe ein Kind ausgetragen, aber bin keine Mutter.“ Das Opfer galt einer „großen Idee“, und diese flammt in der ungehaltenen Rede wieder auf. Kampf gegen Atomkraft war nur eine Facette.
Berührend sprach und spielte Marina Schmitz den dritten Monolog. Es ging um die „Ungeborene“ und gab einen kleinen, aber erschreckenden Einblick in Konflikte, die Frauen oft noch Jahre aushalten müssen, wenn sie abgetrieben haben. Schmitz begann mit minutenlangem Schweigen, das so gekonnt war, dass es sogar noch länger die Spannung gehalten hätte. Die Ungeborene rechnet mit den „Eltern“ ab, denen die Tochter nur 365 Mark und eine Reise nach Utrecht wert war.Ihr Lieblingsthema war die Chancengleichheit. Die „Mutter“ wiederum wird beim Anblick jeder Kaulquappe erinnert. Die „Tochter“ war in ihrem Entwicklungsstadiumnur ein bisschen weiter.